Studienfahrt des LK Geschichte von Frau Hüwelmeier nach Krakau und Auschwitz
(20. - 25.01.2017)
Am Freitagmorgen um sechs Uhr in der Früh ging es los nach Krakau, mitten ins Herz der historischen Altstadt, in das Hostel „Al Fresco“ auf der Pijarska Nr. 3, das ideal gelegen, einfach, sauber und zweckmäßig war.
Günstige Wetterbedingungen mit zumeist Sonnenschein, wenn auch bei klirrender Kälte, lieferten einen günstige Rahmen für die intensiven und auch langen Stadtführungen. Direkt am ersten Vormittag begann die erste Stadtbesichtigung, die das mittelalterliche Krakau zum Thema hatte. Die SchülerInnen waren beeindruckt von der malerischen Kulisse dieser im Krieg unzerstört gebliebenen polnischen ehemaligen Königsresidenz. Wir konnten die wichtigsten Bauwerke (z.B. Stadttore und ehemalige Wehranlagen, Oper, Tuchhallen, Universitätsgebäude, Kirchen u.s.w) der Innenstadt sehen und bewundern, besonders beeindruckend war das feierliche Öffnen des berühmten jahrhundertealten Veit-Stoss-Altars in der Marienkirche um Punkt zwölf Uhr mittags, als mit erhabener und lauter Fanfarenmusik der Altar eine normalerweise verborgenen Bilderserie zur Mariengeschichte dem Publikum preisgab.
Der Nachmittag wurde einer intensiven Besichtigung des Wawel, so heißt der Krakauer Schlosshügel mit der ehemaligen Krönungskirche und Residenz der zahlreichen polnischen Könige, gewidmet. Da sich hier ebenfalls der Standort der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkrieges unter dem Kommando des Generalgouverneurs des besetzten Polen, Hans Frank ( „Schlächter von Polen“), befand, war das Interesse des Leistungskurses, der sich gerade im Unterricht mit dieser Thematik befasst hatte, entsprechend groß. Wir erfuhren viele Einzelheiten über Hans Franks despotische und grausamen Herrschaft über die Stadt und die Umgebung. Der zweite Tag stand ausschließlich unter dem Thema der Judenverfolgung in Polen und Krakau. Vormittags besichtigte die Gruppe unter der sehr kompetenten Führung einer engagierten Reiseleiterin aus Krakau Orte der wichtigsten Etappen der Geschichte der Juden in Krakau. Das historische Judenviertel aus dem Mittelalter mit seinen Synagogen, seinem kleinen Friedhof und kleinen Gässchen wurde genau so intensiv besichtigt wie die Stationen der jüdischen Geschichte im Zweiten Weltkrieg. Das ehemalige Ghetto war den Kurteilnehmern aus Spielbergs Film „Schindlers Liste“ bereits ein Begriff, denn dieser wurde auf der Hinfahrt im Bus in voller Länge gezeigt, und so konnten die Etappen der „Liquidierung „des Ghettos im März des Jahres 1943 genauestens nachvollzogen werden. Höhepunkt dieser Tour war die Ausstellung zum Krakauer Ghetto in Oskar Schindlers ehemaliger Emaillewarenfabrik, die unzerstört blieb und ein besonderes Ziel dieser Reise gewesen war.
Am dritten Tag stand die Busreise nach Auschwitz auf dem Programm, wo zuerst das so genannte Stammlager aufgesucht wurde. Beklemmend war der Rundgang durch das Lager bei strahlendem Sonnenschein. So passierten die SchülerInnen das bekannte Eingangstor („Arbeit macht frei“) und gingen systematisch durch die zahlreichen verschiedenen Ausstellungen in den einzelnen Baracken des Lagers, die illustrierten, wie trostlos die Lebensbedingungen der Häftlinge waren, aber auch, wie sie z.B. unter den grausamen Experimenten verschiedener Lagerärzte zu leiden hatten. Alle zeigten sich besonders erschüttert an der Erschießungswand, im Todesblock 11, am Appellplatz oder in der ersten provisorischen Gaskammer des Lagers, die man problemlos betreten konnte. Betroffen machte eine Ausstellung der jüdischen Gemeinde, in der unter anderem auch Kinderzeichnungen von kleinen Lagerinsassen ausgestellt waren, Zeichnungen, die besonders zu Herzen gingen, da hier die Jüngsten ihre persönlichen Eindrücke der Gräuel, die sie erlebten, zu Papier gebracht hatten.
Die Führung des Stammlagers zog sich über mehrere Stunden und erwies sich als reiche Fülle an wertvollen Informationen und Eindrücken.
Zurück in Krakau machte sich die ganze Gruppe auf, um gemeinsam in einem typisch polnischen Restaurant typisch polnische Gerichte, nämlich Rote-Bete-Suppe und Piroggen (mit Gemüse, Fleisch oder Kartoffeln gefüllte Teigtaschen) zu probieren. Hier war der Geschmack auf keinen Fall einheitlich, speziell die rote Suppe fand keinen großen Anklang bei der hungrigen Truppe.
Auf jeden Fall aber war die Stärkung vonnöten, denn am nächsten, dem letzten, Tag, stand die vierstündige Wanderung über das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau auf dem Programm. An diesem Tag war der Himmel zum ersten Mal düster, und es herrschten Minustemperaturen, so dass die Besichtigung sehr anstrengend wurde.
Mit ungebrochenem Interesse lauschte der Kurs dem Vortrag von Anna, unserer polnischen Begleiterin, die über ein großes Wissen verfügte und immer wieder persönliche Schicksale von Lagerinsassen vorstellen konnte, die der Gruppe halfen, die Gräuel, die hier passierten, noch besser nachzuvollziehen. Vom Wachturm der SS aus gab es zuerst einen allgemeinen Überblick über das Lager. Erschütternd war die Einsicht über dessen Dimensionen mit ehemals mehr als 220 Baracken, fünf Gaskammern und drei Krematorien. Der Rundgang wird allen KursteilnehmerInnen für immer im Gedächtnis bleiben, denn der Weg führte direkt von der Selektionsrampe zur Gaskammer, den so viele Menschen direkt nach ihrer Ankunft in Birkenau zu nehmen hatten. Hier konnte sich der Kurs über die Ausmaße der Verbrechen, die hier geschahen, ein deutliches Bild machen, denn trotz ihrer Sprengung waren die ehemaligen Gaskammern in ihren Grundrissen, wie auch die Krematorien, noch sehr gut für jeden Besucher zu erkennen. Bewegend war eine an den ehemaligen Gaskammern parallel stattfindende Gedenkfeier einer jüdischen Besuchergruppe, die dem Schmerz über die Gräuel der Vergangenheit in einem lauten Klagegesang zum Ausdruck brachte. Niemand konnte sich dem Eindruck von tiefer Betroffenheit entziehen.
Nach der Besichtigung des Männer- und auch Frauenlagers war eine bedrückende Station der Besuch der einzigen ehemaligen Kinderbaracke von Birkenau, wo die kleinsten Insassen bis zu ihrem Tod in der Gaskammer untergebracht waren. Erschütternd wirkten die fröhlichen Bildermotive an den Lagerwänden, die den Kindern die Angst nehmen sollten.
Das Gruppenfoto des Leistungskurses zu Ende des Rundgangs zeigt ernste Gesichter, denn man wollte sich dem Anlass entsprechend auch ausdrücklich von einem offenbar neuen Trend im Internet distanzieren, der geschmacklose Selfies vor Gedenkstätten zum Inhalt hat.
Diese Studienfahrt hat sicherlich sehr, sehr viele und sehr unterschiedliche Eindrücke vermittelt, die sicherlich sämtlich unvergessen bleiben.
Den Leiterinnen der Fahrt, Frau Hüwelmeier und Frau Schäfer, wird das disziplinierte Verhalten dieser SchülerInnen in Erinnerung bleiben, die bei all den Strapazen der Fahrt und der langen und intensiven Besichtigungen niemals ihr Engagement,ihr Interesse oder ihre aufgeschlossene Stimmung verloren haben.
Es war eine rundum gelungene Fahrt und ein Danke an die SchülerInnen für die wertvolle Kooperation!
Auschwitz – ein „Konstrukt des Grauens“
Bericht einer Gedenkstättenfahrt der Leistungskurse Geschichte Q2
Am Donnerstag, den 28.01.1016, traten die Geschichts-LKs der Q2 zusammen mit ihren Lehrern Sarah Böhlke und Andreas Gayda, die zusätzlich von Andrea Merse unterstützt wurden, ihre Reise nach Krakau an, deren primäres Bildungsziel es war den Schülern den Schrecken und die Grausamkeiten der dunklen Vergangenheit Deutschlands am Beispiel des Konzentrationslagers Auschwitz zu verdeutlichen und näher zu bringen. Eine Aufgabe, die ohne gute Vorbereitung und gutes Zeitmanagement nicht zu bewältigen gewesen wäre. Aus diesem Grund ging es für die Reisegruppe aus 27 Personen schon relativ früh los, womit einige Schüler zu kämpfen hatten. Um genug Zeit für das volle Programm zu sparen, hatte man sich in weiser Voraussicht dazu entschieden die 1051 km von Datteln nach Krakau hauptsächlich mit dem Flugzeug zurückzulegen. Der Flug von Dortmund nach Kattowitz dauerte ca. 1h und 10 min, wodurch die Reisegruppe schon so früh am Hostel Deco eintraf, dass noch genug Zeit übrig war, um die schöne Altstadt Krakaus auf eigene Faust zu erkunden.
Um 14 Uhr traf man sich am Hostel um gemeinsam an einer Stadtführung teilzunehmen. In dieser Stadtführung führte der Guide die Reisegruppe zu einigen Denkmälern, die die bekanntesten Persönlichkeiten der Krakauer Geschichte ehrten. Außerdem zeigte er beiden Leistungskursen die Reste der historischen Stadtmauer sowie die bedeutsamen Ecken der Krakauer Altstadt. Die Tour endete schließlich vor dem deutschen Generalkonsulat.
In dem Kellergewölbe des Konsulats traf sich die Reisegruppe mit einem Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz. Herr Tendera berichtete detailreich von den schrecklichen Dingen, die er dort gesehen, gehört und selbst erlebt hat. Man konnte ihm ansehen, dass er nach all den Jahren immer noch die Bilder in seinem Kopf sieht, wenn er von seinen Erlebnissen berichtet. Aber es war auch für viele Anwesende inspirierend, dass er trotz allen Gräueltaten, von denen er berichten konnte, viele Momente fand an denen er lachen konnte, weil er sich auch an die guten Begebenheiten erinnern konnte, die ihm schon damals Hoffnung gaben. Ihm war besonders wichtig zu betonen, dass er ohne seine Freunde und sein persönliches Glück nicht überlebt hätte. Er machte den anwesenden Schülern klar, wie wichtig es ist sich an die Verbrechen in den Konzentrationslagern zu erinnern, um zu verhindern, dass diese sich jemals wiederholen. Obwohl das Gespräch mit dem Zeitzeugen sehr lange dauerte und durch die Abwesenheit einer Pause sich als sehr anstrengend herausstellte, verließ vermutlich niemand das deutsche Konsulat ohne emotional berührt oder zum Nachdenken angeregt worden zu sein. Der Tag wurde bei einem gemeinsamen Essen in einer zuvor ausgewählten Pizzeria, die ohne gründliche Vorbereitung den Ansturm hungriger Schüler und Lehrer wohl kaum hätte bewerkstelligen können, beendet.
Am nächsten Tag ging es für die Schüler und Lehrer in dicker Winterkleidung zum Stammlager Auschwitz. Schon von Beginn an waren die Schüler, aber auch die Lehrer, von der Perversion der Täter schockiert. Der Wille der nationalsozialistischen Diktatur, das Lager für seine Propagandazwecke als simples Umerziehungslager dazustellen, bewiesen schon das Tor mit dem Schriftzug ,,Arbeit macht frei“ und die Fotos des Gefangenenorchesters. Für alle Anwesenden war es absurd sich vorzustellen, dass in einem Lager, in dem Zustände herrschten, die nicht menschenverachtender hätten sein können, Musikuntermalung zu finden war. Im weiteren Verlauf des Tages betrat die Gruppe keinen Raum, der sie nicht zutiefst schockierte und sie nicht von der Unmenschlichkeit der Täter überzeugte. Besonders schockierten die Massen an gesammelten Haaren und anderen persönlichen Gegenständen wie Brillen, Schuhen und Koffern, die alle eine Geschichte hätten erzählen können, die weder froh noch hoffnungsvoll gewesen wäre. Einigen Schülern trieben sie sogar Tränen in die Augen und selbst hartgesottene Jungs standen voller Entrüstung stumm und fassungslos vor einigen Exponaten. Aber auch die Beschreibungen der grausamen Strafen entfachte bei uns Abscheu für die Täter und tiefes Mitgefühl für die Opfer. Auch an diesem Abend ließen die Schüler und Lehrer das Erlebte bei einem gemeinsamen Abendessen und Gesprächen sacken.
Am darauf folgenden Tag besuchte die Reisegruppe das Nebenlager Birkenau. Der Wachturm am Eingangstor war jedem gut als Fotografie aus etlichen Lehrbüchern gut bekannt, aber was sich dahinter verbarg schockierte jeden. Keinem war die Größe der Anlage wirklich bewusst gewesen bis man sie mit den eigenen Augen sah. Obwohl nur noch ein paar Baracken vollständig erhalten waren ließ sich das Ausmaß der Anlage durch übergebliebene Grundrisse und Schornsteine sowie den elektrischen Grenzzaun sehr gut erahnen. Als die Schüler und Lehrer in die Baracken geführt wurden, deren Bauweise ursprünglich für Pferdeställe konzipiert waren, waren sie fassungslos. Die Reiseführerin erläuterte die menschenverachtenden Umstände unter denen die Gefangen in den Baracken leben musste und jeder erzitterte bei der Vorstellung auch nur eine Nacht unter solchen Umständen, ohne Toilette, dem Gestank und dem Platzmangel, in einer solchen Baracke verbringen zu müssen und der Respekt vor denjenigen, die diese Hölle überlebt hatten, stieg noch höher als er sowieso schon war. Die Reisegruppe hörte an diesem Tag viele Geschichten, die sich in diesem Lager abspielten. Meist handelten sie von den grausamen Taten zu denen die Opfer gezwungen wurden und welches Leid sie ertragen mussten um das Lager zu überleben. Nach jeder weiteren Erzählung beschäftigten alle die selben Fragen: Wie kann ein Mensch einem anderen Menschen so etwas antun? Wer kann so grausam sein? Wieso kamen so viele Täter, die bestialische Monster ohne Respekt vor sämtlichem Leben waren, ungestraft davon? Wie kann es heute noch Menschen geben die den Holocaust verharmlosen oder sogar leugnen? Und wieso stoßen wir in der politischen Landschaft überall auf der Welt noch auf Vertreter der Ideologie, die all diese Verbrechen gegen die Menschheit und Menschlichkeit zu verantworten hat? Fragen, die wohl jeden Mitgereisten während der Fahrt nicht losgelassen haben und auch noch danach beschäftigen werden. Schon wie am Tag zuvor stieg die Entrüstung der Schüler und Lehrer immer mehr je länger die Führung dauerte und je mehr Informationen wir über das Konstrukt des Grauens erhielten, das zurecht aufgrund seiner akribischen Bürokratie und pervers geplanter Strukturen als Todesfabrik bezeichnet wurde. Von den anderen Vernichtungslagern hebt sich Auschwitz besonders durch seine enorme Größe ab, wodurch es zu idealen Mahnmal dessen wird, was der Welt gedroht hätte, wäre die nationalsozialistische Diktatur nicht gestoppt worden und was ihr noch weiter hätte drohen können, sollte Rassen- und Fremdenhass jemals wieder die Handlungen eines Landes bestimmen. Gedanken die sicherlich einigen Schülern und Lehrern durch die Köpfe gingen als sie sich am Abend wieder zu einem gemeinsamen Essen trafen und in einem kleinen Lokal im jüdischen Viertel Krakaus den Tag reflektierten.
Am letzten Tag wurde die Reisegruppe durch das ehemalige Krakauer Ghetto und die Fabrik von Oskar Schindler geführt. Orte durch die die Erlebnisse der vorangegangenen Tage untermauert und verstärkt wurden, aber nur wenig neue Erkenntnisse brachte. Am Montag ging es für die Reisegruppe zurück nach Deutschland. Jeder Einzelne kehrte am 1.2. in die Heimat zurück mit neuen Erkenntnissen und Informationen über einen Ort, den man selbst erleben muss um ihn zu begreifen und dessen Bedeutung man nicht nur aus Schulbüchern lernend erfassen kann. Die Erfahrungen dieser Reise zeigen deutlich wie wichtig es ist Lager wie Auschwitz zu erhalten um künftige Generationen an die Schrecken der Vergangenheit zu erinnern und sie ihrer Verantwortung bewusst machen dafür Sorge zu tragen, dass sie sich nicht wiederholen.
Unser Dank gilt besonders der Konrad Adenauer-Stiftung und der Bethe-Stiftung, die diese Fahrt durch eine finanzielle Unterstützung erst ermöglichten.
Text: Christoph Habranke
Fotos: Can Yilmam/Andreas Gayda
Hieß es für die beiden Leistungskurse Geschichte im Rahmen der Projektwoche im Juli 2012. Auf nach Polen – ein für viele Kursteilnehmer unbekanntes Land trotz der Gastgeberfunktion während der Fussball-EM. Der Termin war übrigens hervorragend gewählt, wuchs in uns doch zumindest kurz die Hoffnung, dass wir das Endspiel mit deutscher Beteiligung in Krakau verfolgen würden. Extra die Busfahrt auf diesen Termin abgestimmt, trafen wir uns gegen Mitternacht vor der Schule, um die gemeinsame Reise anzutreten. Eine die Intelligenz beider Kurse widerspiegelnde Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Der Fokus legte sich zwar nicht mehr auf das Endspiel am Abend, aber bei 34° Außentemperatur hat eine Nachtfahrt doch schon Vorteile…Vor allem bei einer zwölfstündigen Sitzveranstaltung mit hervorragend ausgewählten Unterhaltungsmedien durch das begleitende Lehrpersonal. Wir wurden gefühlt „Dumm und Dümmer“ (ZwinkerZwinker).
Bereits durch die Vorbereitung im Unterricht wurde uns klar, dass es sich bei dieser Fahrt nicht um eine „gewöhnliche“ Klassenfahrt handeln würde. Wir bekamen durch Bilder erste Eindrücke von der ehemaligen Kulturhauptstadt Europas im Jahre 2000 und unseren stadtnahen Unterkünften. Darüber hinaus bereitete uns der Film „Schindlers Liste“ auf die eigentliche Thematik unserer Fahrt vor. Neben der Auseinandersetzung mit der jüdischen Geschichte in Krakau stand nämlich auch ein Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz- Birkenau auf dem Programm. Der Film vermittelte uns einen Eindruck von dem grausamen und systematischen Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten gegen die jüdische Bevölkerung. Uns wurde klar, dass wir mit Auschwitz einen Ort aufsuchen würden, der symbolhaft für die Ermordung von sechs Millionen Menschen steht und sich diese Erfahrung von anderen bisherigen Museumsbesuchen, Stadtführungen und ähnlichem unterscheiden könnte.
Nach unserer Ankunft in Krakau und dem Bezug der Hostel stand uns der Nachmittag nach der anstrengenden Fahrt zur freien Verfügung. Wir stürmten in Kleingruppen in die Innenstadt und verschafften uns einen ersten Überblick über die Wechselkurse, denn mit Erstaunen stellten einige Kursteilnehmer fest: „Was?! Ich kann hier nicht mit Euro zahlen?!“ – So viel zum Thema „unbekanntes Land“. Nach einem Exkurs mit mathematischem Schwerpunkt, den unsere Lehrer in eigener Sache mal hätten begleiten sollen, um zur Abwechslung mal etwas von uns zu lernen, waren wir mit Zlotys ausgerüstet für die folgenden Tage. So irrten wir durch die Stadt durch die sonntags geöffneten Geschäfte. Am Abend trafen beide Kurse in dem eigens für uns angemieteten Restaurant zusammen, um die polnische Küche kennen zu lernen.
Am Montag startete das durchaus gut gefüllte Programm. Samt Stadtführerin begaben wir uns in den Stadtteil Kazimierz, ehemals selbständige Stadt und später bis 1941 hauptsächlich von Juden bewohnt, bis diese ab 1941 in das Krakauer Ghetto Podgórze zwangsumgesiedelt wurden. Durch das Viertel laufend hatten viele von uns plötzlich ein Déjà-Vu, standen wir doch plötzlich in einem Innenhof, in dem eine Szene in „Schindlers Liste“ gedreht worden war. Das damalige jüdische Viertel bietet heute zahlreiche kulturelle Möglichkeiten und urige, studentenorientierte Cafés. Unser Weg führte uns weiter in den Stadtteil Podgórze durch das ehemalige Ghetto, vorbei an einer Gedenktafel an der Ghettomauer. Große, leere Stühle stehen auf dem „Platz der Ghettohelden“ und an den Straßenbahnhaltestellen. Dieses Kunstwerk ist ein Mahnmal für die deportierten und ermordeten Juden, die nicht zurückkehrten.
Nach dem Besuch einer Synagoge und eines jüdischen Friedhofs näherten wir uns der Emaillewarenfabrik von Oskar Schindler. Auch hier gab es während der Führung zahlreiche „Aha- Erlebnisse“, da das erhaltene Verwaltungsgebäude der Fabrik als Originaldrehort von Steven Spielberg ausgewählt worden war. Etwas irritiert liefen wir durch nachgestaltete dunkle Gassen zur Demonstration der Fluchtversuche der jüdischen Bevölkerung vorbei an riesigen Hakenkreuzfahnen hinein in einen Raum, der mit Hakenkreuzfliesen ausgelegt war. Solche Exponate haben wir in deutschen Museen so noch nicht gesehen. Geschluckt haben wir an einem Schaukasten, in dem ein Zigarettenetui mit der Prägung „Menschenleder“ lag. Uns wurde die Perversität des nationalsozialistischen Systems immer deutlicher.
Beeindruckend war der Gang durch Schindlers Büro, an seinem riesigen Schreibtisch zu stehen und einen Blick auf die Tageszeitung zu werfen. Kritisch betrachteten wir die im Museum stehende Straßenbahn, die die Zivilbevölkerung Krakaus durch das Ghetto in andere Stadtteile transportierte und während der Fahrt durch das Ghetto verriegelt und deren Fensterscheiben von innen zugeklebt wurden. Zahlreiche Fotos und Zeitzeugenberichte verdeutlichten uns individuelle Schicksale der Opfer des Naziregimes. Neben Oskar Schindler wurden in dem Museum auch Personen hervorgehoben, die ihr eigenes Leben riskierten, um zu helfen. An diese Personen wurde an vielen Stellen des Museums gedacht und erinnert.
Die Stadtführung endete in der Krakauer Innenstadt nach einem Rundgang durch den Innenhof der Universität und einer Wasserpause am Tanklaster, der mitten auf dem Markt eine nötige Abkühlung bereithielt, denn die heißen Temperaturen hielten sich wacker. So freuten wir uns auf jede angekündigte Kirche in die wir gingen, denn der Ruf nach Schatten wurde lauter. Mit einem großen Applaus verabschiedeten wir unsere Stadtführerin am späten Nachmittag, die uns zwar den ganzen Tag durch Krakau gescheucht, uns aber auf sehr interessante Weise viele Einblicke in das jüdische Leben damals und heute geboten hat.
Die Fahrt nach Auschwitz begann sehr früh, mussten wir doch 40 km mit dem Bus zurücklegen. Die Stimmung war an diesem Tag anders, waren wir durch Stationen der gestrigen Stadtführung auf den Tag vorbereitet worden. Viele machten sich Gedanken, wie sie sich vor Ort verhalten würden, vielleicht emotional zu werden angesichts der allgegenwärtigen Unmenschlichkeiten. Erste Station war das Stammlager Auschwitz I, welches wir durch das Haupttor betraten, über dem der uns aus Geschichtsbüchern bekannte, zynische Schriftzug „Arbeit macht frei“ ragt. Mit Unverständnis betrachteten wir Touristen, die sich dort stehend, mit einem Lächeln in die Kamera fotografieren ließen. Angesichts der hier hauptsächlich inhaftierten polnischen und sowjetischen Häftlingen und deren Ermordung erschien uns dieses Verhalten unangebracht. Trotzdem hatten wir auch Probleme dabei, die Gefühle und die Stimmung an diesem Ort zu beschreiben, denn es war auf eine gewisse Weise eigenartig. Diese große Fläche voller kasernenähnlicher Gebäude lässt nicht einmal im Geringsten erahnen, was an diesem Ort geschehen ist. Tatsächlich läuft man während der Besichtigung durch das Gelände und sieht die anderen Touristengruppen, die den Anschein eines Stadtpark-Spaziergangs machten.
Trat man dann ein in die für Besucher geöffneten Blöcke, so wurde einem das Ausmaß der Vernichtung vor Augen geführt. Ganze Räume waren hinter einer Glasscheibe bis zur Decke gefüllt mit Koffern, Schuhen und Haaren der Opfer. Ein Raum war voller Beinprothesen. Bilder gaben den Opfern ein Gesicht und Blumen zeigten, dass hier auch Menschen immer noch um ihre ermordeten Angehörigen trauern. Allgemein herrschte eine große Stille während des Rundgangs, jeder war mehr oder weniger mit sich selbst beschäftigt und versuchte sich klarzumachen, was man gerade gesehen hatte.
Der anschließende Besuch des Stammlagers Auschwitz- Birkenau machte aufgrund des Umfangs dieses riesigen Geländes sprachlos. Die Baracken, in denen die Inhaftierten wie Vieh eingepfercht wurden, waren an diesem heißen Tag aufgrund der Hitze fast nicht zu betreten. Ein beklemmendes Gefühl, wenn man bedenkt, wie viele Menschen sich hier an heißen und auch kalten Tagen aufhalten mussten und den Tod fanden. Gegen Abend fanden wir uns im Zentrum für Gebet und Dialog ein, um gemeinsam die Erlebnisse des Tages bei einem Abendessen auszutauschen und abschließend den Film „Der Porträtist“ über den Fotografen von Auschwitz, Wilhelm Brasse, zu sehen.
Mit zahlreichen Erfahrungen und Eindrücken im Gepäck und vielen gemeinsam verbrachten Stunden begaben wir uns auf den Rückweg. Wieder 34°, wieder 13 Stunden…Auch im Gepäck hatten wir unsere Dokumentationen, an denen wir teils vor Ort bereits gearbeitet hatten, um unsere Erfahrungen auch allen Besuchern des Präsentationstages in der Projektwoche zu zeigen.
Großer Dank gilt auch der „Stiftung“, die uns diese Tage in Krakau überhaupt finanziell ermöglichte.