Am ersten Tag geht es über Tawern und seinen gallo-römischen Tempelbezirk, die römische villa in Nennig, die römische villa in Borg ins Stammquartier, die Jugendherberge in Saarburg. Am zweiten Tag steht Trier mit seinen antiken Sehenswürdigkeiten auf dem Programm, bevor am dritten Tag die Rückfahrt nach Datteln ansteht.
Die römische Villa in Borg
Vor fast hundert Jahren entdeckte der Lehrer Johann Schneider zwischen Borg und Oberleuken Spuren einer römischen Siedlung und nahm erste kleinere Ausgrabungen vor. Seit 1987 wird dieses Gelände von einer Kulturstiftung in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Konservatoramt, der Gemeinde Perl und den Arbeitsämtern Saarlouis und Merzig systematisch untersucht. Bei den archäologischen Untersuchungen und geophysikalischen Messungen stellte sich heraus, dass hier die Überreste einer der größten römischen Villenanlagen im Saar-Mosel-Raum verborgen liegen. Die imposante gutshofartige Anlage gliedert sich in einen großzügigen Herrschaftsbereich mit drei Gebäudeflügeln und ein anschließendes Hofareal mit Wirtschaftsbauten auf einer Fläche von über 7,5 ha.
Von Beginn an hat sich die Kulturstiftung bemüht, die Fortschritte der Ausgrabungen der Öffentlichkeit in anschaulicher Weise zu präsentieren. Als Ergebnis zahlreicher wissenschaftlicher Kolloquien wurde der Beschluss gefasst, den gesamten Gutshof wieder auferstehen zu lassen und mit Leben zu erfüllen.
Durch die laufenden Arbeiten verändert sich das Erscheinungsbild der villa rustica fast täglich. Man kann Archäologie hier sozusagen „live“ erleben. Das Villenbad mit Taverne ist seit 1997 fertiggestellt. Das Herrenhaus mit musealer Einrichtung sowie der gestaltete Innenhof wurde im Mai 1999 der Öffentlichkeit übergeben. Der dritte Gebäudeflügel, in der Antike als Wohn- und Wirtschaftsgebäude genutzt, wurde 2001 gerade fertiggestellt. Das Herrenhaus war und ist allerdings der Baukörper, auf den die gesamte Villenanlage ausgerichtet ist. Quer zur Mittelachse gelegen und einer 100-qm-großen Empfangshalle im Zentrum schlug hier sozusagen das Herz eines riesigen latifundium. Bei der archäologischen Untersuchung konnten architektonische Details nachgewiesen werden, die nun eine Rekonstruktion nach mediterranem Vorbild erlauben. Mosaik und Marmor, Wandgliederungen durch Pilaster und Gesimse lassen einen Hauch von der Pracht verspüren, die in der Antike vorhanden war. Die bisher durchgeführten Rekonstruktionen entsprechen in Konzeption und Gestaltung dem neuesten Stand der Forschung über die römische Architektur.Bei der malerischen Ausgestaltung von Herrenhaus und Villenbad dienten teilweise Originalfunde aus Borg als Mustervorlage. Das Mobiliar, Türen, Fenster, der Warmwasserkessel im Heizraum sowie viele technische Details wurden für die römische Villa nach antiken Vorlagen exakt nachgebaut.
Trier und die Treverer
Das einstige Augusta Treverorum ist das historische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Mosel. Einerseits jung und dynamisch mit einer rührigen Universität, andererseits ein Ort, an dem Geschichte so präsent ist wie kaum anderswo in Deutschland. Die einstige Weltstadt der Antike hat eine Vergangenheit aufzuweisen, um die sie selbst Rom bisweilen beneidet. Eine Stadt der Gegensätze, geprägt von der Feudalmacht absolutistischer Fürstbischöfe. In dieser katholischen Hochburg kam Karl Marx zur Welt, dessen Lehren für einen Teil der Erde zu einer Art Ersatzreligion werden sollten. Am überzeugendsten spielt Trier die Rolle, die zugleich seine sympathischste sein dürfte: nämlich die Stadt des Weines zu sein; etwas versteckt gelegen, doch urgemütlich, wie stille Winkel nun einmal zu sein pflegen.
Trier ist gleichermaßen romantische wie emanzipierte Provinz. Da ist der Marktplatz mit den aufgeputzten alten Fachwerk- und Bürgerhäusern, dem kunstvollen Petrusbrunnen, aus dem in gemächlichen Strömen das Wasser plätschert, und dem bedächtigen Tempo von Käufern und Verkäufern an reichbeladenen Gemüseständen - ein durchaus genießerischer Rhythmus. Auf den Terrassen der umliegenden Wirtshäuser beobachtet ein sachverständiges „Publikum“ bei ein, zwei Schoppen Riesling das bunte Treiben am Hauptmarkt, der sich auch während unserer Aufenthalte dort stets zu einer einzigen Kleinkunstbühne mit Musikanten, Zauberern und Pantomimen wandelt. Inmitten dieser Idylle stößt man am Roten Haus auf eine lateinische Inschrift, die Weltstädtisches verkündet: „Ante Romam Treviris stetit annis mille trecentis“ - „1300 Jahre vor Rom stand Trier“. Größenwahn oder schelmische Übertreibung? Im 12. Jahrhundert griff ein Mönchlein zur Feder und brachte folgende, abenteuerliche Geschichte zu Papier:
Etwa 2000 Jahre vor der Geburt Christi lebte der assyrische Königssohn Trebeta. Er soll vor der unsäglichen Liebe seiner Stiefmutter Königin Semiramis - die mit den berühmten hängenden Gärten von Babylon - bis an die ferne Mosel geflüchtet und dort mit seinem Anhang die Stadt Trier gegründet haben.
Eine hübsche Geschichte, die allerdings so nicht stimmen kann, denn die Königin Semiramis regierte im 9. Jahrhundert v. Chr. das Zweistromland. Doch da Trier unbestreitbar seit gut 2000 Jahren eine Metropole des Weinbaus ist, müssen jenem Geschichtsschreibenden Mönch wenn schon nicht der exakte Gang der Historie, so aber doch der Wein und seine anregende Wirkung gut bekannt gewesen sein. Nicht immer liegt im Wein die Wahrheit! Freilich hat auch diese Mär einen wahren Kern. Man geht davon aus, dass im heutigen Stadtgebiet bereits 2000 v. Chr., also bereits 1300 Jahre vor der sagenhaften Gründung Roms 753 v. Chr., Siedler in Sandsteinhöhlen lebten. Es waren keine assyrischen Prinzen, sondern Steinzeitmenschen. Immerhin hatten die keltischen Treverer schon lange vor der Zeitenwende das Sagen an der Mosel. So nahm der Römer Gaius Iulius Caesar 58 v. Chr. erste Kontakte zu ihnen auf. Und 42 Jahre später gründete der erste römische Kaiser die Stadt, die seinen Namen und den der unterworfenen Kelten trägt: Augusta Treverorum - Trier.
Das schwarze Tor
Diese Siedlung entwickelte sich in der Tat zur zeitweise wichtigsten Metropole diesseits der Alpen. Roma Secunda, das zweite Rom, hatte in seiner Glanzzeit an die 80000 Einwohner (also nur unwesentlich weniger als heute), war politisches Zentrum Galliens und von 293 bis 395 Residenz sechs römischer Kaiser. Treveris konkurrierte mit bedeutenden Zentren wie Rom, Konstantinopel und Alexandria. Die Spuren aus dieser Zeit sind mannigfaltig. Einige hundert Schritte nordöstlich des Hauptmarktes erheben sich die monumentalen Fassaden des Wahrzeichens von Trier. Die Porta Nigra, das wichtigste antike Bauwerk in Deutschland, entstand Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. als nördliches Stadttor. Es war eine regelrechte Festung, mit der sich die Römer die Germanen vom Hals halten wollten. Im Lauf der Jahrhunderte dunkelte das Gestein durch Erosion und Brände, daher auch der Name: schwarzes Tor - Porta Nigra. Der ursprüngliche dreigeschossige Bau könnte noch heute in seiner Gesamtheit stehen, hätte man ihn im Mittelalter nicht als Steinbruch genutzt; dabei wurden sogar die Eisenklammern geklaut, welche die mächtigen Sandsteinblöcke ohne Mörtel zusammengehalten hatten. Außerdem bauten die mittelalterlichen Fundamentalisten des Christentums den verbliebenen antiken Bau nach und nach zur Kirche um. Erst der Eroberer Napoleon ließ die Porta Nigra, soweit wie noch vorhanden, restaurieren und alle nichtrömischen Bauelemente entfernen - abgesehen vom Chor der Simeonkirche, den die französischen Baumeister irrtümlicherweise auch römischem Ursprung zuschrieben.
Vom Thronsaal zur Gottesaula
Die römische Palastaula, Basilika genannt, ist ein ebenso imposanter antiker Komplex, der Größe und Macht des römischen Triers widerspiegelt. Kaiser Konstantin, der Trier zeitweilig zur römischen Hauptstadt gemacht hatte, bevor er Byzanz (Konstantinopel) zur Metropole seines Weltreichs erhob, war der Bauherr. Sein riesiger Thronsaal, 67 Meter lang und rund 30 Meter hoch, sollte den Besuchern Ehrfurcht einflößen. In der Apsis der Aula Palatina - 306 n. Chr. erbaut - stand einst der Thron des imperator, umgeben von einem goldenen Mosaik, das sich mit mystischem Schimmer vom matten Glanz des schlichten Marmorfußbodens abhob. In diesem Ambiente gerieten die Amtshandlungen des Herrschers zum Gottesdienst. Im 19. Jahrhundert wurde das großartige Bauwerk dann erstmals tatsächlich als Gotteshaus genutzt.
Wo der Kaiser baden ging
Kaiserthermen wie auch die wesentlich älteren Barbarathermen zeugen eindrucksvoll vom Stand der römischen Kultur. Der Badepalast des imperator Konstantin entstand Anfang des 4. Jahrhunderts, wurde aber kaum genutzt, weil der Kaiser Trier schon bald verlassen sollte. Die Anlage verfügte über technische Besonderheiten, die im heranbrechenden Mittelalter vergessen und erst weit über 1000 Jahre später wiederentdeckt wurden: ein caldarium, ein frigidarium, ein tepidarium und Ruheräume. Allein im Warmwasserbecken hätte die gesamte Baufläche der Porta Nigra Platz gefunden. In labyrinthartigen, unterirdischen Gängen befeuerten Sklaven kleine Herde, von denen die Wärme in die darüber liegenden Räume - gleich einer Fußbodenheizung - abgeleitet wurde. Im Mittelalter integrierte man den Badepalast burgähnlich in die Wehranlagen und baute eines der Thermenfenster zum Stadttor aus.
Gladiatoren im Weinberg
Unterhalb der Weingärten des Petrisbergs zeichnet das Bühnenoval des römischen Amphitheaters eine sanfte Kontur in die begrünten Hänge. Um das Jahr 100 n. Chr. entstand diese arena, auf deren Tribünen gut 20000 Zuschauer Platz fanden. Zuweilen wurden hier die Stücke antiker Klassiker aufgeführt. Meist aber gelüstete es das gallorömische Volk nach echtem Blut. Dann gingen in der 75 Meter langen und 50 Meter breiten arena Gladiatoren bis zum bitteren Ende aufeinander los. Oder man hetzte hungrige Bären oder Löwen auf Menschen, die sich nur mit bloßen Händen wehren konnten und coram publico in Stücke gerissen wurden. Heute ist das Amphitheater, das im Sommer als Freilichtbühne dient, ein friedvoller Platz und Ziel zahlreicher Spaziergänger.
Fazit
Da auch die Verarbeitung und Reflexion der am Tag gesammelten Eindrücke an den zwei freibleibenden Abenden in geselligen Runden oder bei sportlichen Aktivitäten in Saarburg stets gelingt, steht einer jährlichen Wiederauflage dieser Fahrt selten etwas im Wege. Die Aufnahme dieser Fahrt ins Fahrtenprogramm im Jahre 2004 war daher die aus Sicht des gesamten Kollegiums notwendige Konsequenz zur originalen Vermittlung der römischen Antike an unserer Schule, um Öffnung von Schule im Fach Latein keine Phrase bleiben zu lassen.