"Vor 80 Jahren stand ich auf der Todesliste" - Holocaustüberlebende Eva Weyl teilt ihre Lebensgeschichte
Ihre Botschaft an die fast 130 anwesenden Schülerinnen und Schüler aus der EF und Q1 formuliert die 86jährige Eva Weyl klar und deutlich: "Hass, Neid, Intoleranz und Respektlosigkeit können dazu führen, was ich erlebt habe. Mein Ziel ist, dass ihr meine Geschichte weitererzählt. Ich bin 87 Jahre. So lange lebe ich nicht mehr. Ihr werdet meine Zweitzeugen sein. Sprecht zuhause. Fangt an. Mit Großeltern, Eltern. Sprecht über das, was ihr heute erfahrt.“ Sie schildert den aufmerksam lauschenden Jugendlichen ihre Erinnerungen aus ihrer Kindheit bis zum Jahr 1942, als ihre Familie den Bescheid bekam, in das Durchgangslager Westerbork in den Niederlanden umzusiedeln. Neben den furchtbaren Erlebnissen berichtet sie von dem Überleben im Lager und der Angst nach Auschwitz deportiert zu werden. Die Familie habe es wirklich nur einem "Zufall" zu verdanken gehabt, dass am Tag ihrer Deportation der Zug nicht abfahrbereit gewesen sei und die gesamte Familie überlebt habe. Diese beeindruckende Geschichtsstunde, so Geschichtslehrerin Sarah Homann, sei ein "Geschenk" für die Schülerinnen und Schüler, die allesamt eine intensive und beeindruckende Begegnung erleben durften. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Q1 werden im Juni nach Auschwitz fahren, wofür sich Frau Weyl, als sie dies hörte, lobend aussprach. Sie betonte die Bedeutung, sich als "Schule ohne Rassismus" zu bezeichnen und an Orte der Vergangenheit zu begeben, denn "nur wer die Vergangenheit kennt, kann sich für Frieden einsetzen - ihr für den Frieden in Datteln."
"Ein Freund ist gegangen" - Holocaustüberlebender Sally Perel gestorben "Hitlerjunge Salomon" ist tot - Am vergangenen Donnerstag starb Sally Perel im Alter von 97 Jahren in Israel. Der Holocaustüberlebende war dem Comenius- Gymnasiums sehr verbunden und hat seit 2014 mehrfach seine beeindruckende Geschichte mit unseren Schülerinnen und Schülern geteilt. Als Botschafter für Frieden und Freundschaft trat er gern mit den Jugendlichen in den Austausch, um sie aufzufordern, an der Gestaltung einer besseren Gesellschaft aktiv mitzuwirken. Im Rahmen seines letzten Besuchs am Comenius im März 2019 pflanzten die Schülerinnen und Schüler Sally Perel einen Gingko-Baum im Park. Gerührt fasste Sally noch selbst mit an und gab allen Beteiligten zum Abschied ein herzliches "Shalom" mit auf den Weg. Leider musste ein erneutes Wiedersehen im März 2020 pandemiebedingt abgesagt werden, so dass uns nun die Erinnerungen an diesen besonderen Menschen bleiben. Um Sallys Botschaft weiterzutragen, werden wir uns bemühen, dieses Zeichen des Friedens an dem Baum selbst sichtbar zu machen. Wer sich daran beteiligen möchte, Sallys Geschichte in Erinnerung zu halten und das Friedenszeichen mitzugestalten, meldet sich gern bei Geschichtslehrerin Sarah Homann.
#LichterGegenDunkelheit - Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus
Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten die Überlebenden des
Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Heute wird an
die Opfer des Nationalsozialismus, an alle Opfer des NS-Rassen- und
Völkermordes und an die Millionen von Menschen erinnert, die durch das
NS-Regime entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden.
In den vergangenen Jahren haben auch Schülerinnen und Schüler am 27.
Januar an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Die Exkursion in
der Jg. 9 im Februar wird alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in eine
Gedenkstätte führen, wo Nationalsozialisten Zwangsarbeiter ermordeten.
Zahlreiche Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte haben
in den vergangenen Jahren Auschwitz besichtigen dürfen und berichteten
ergriffen von ihren Eindrücken. Am 02. März begrüßen wir die Zeitzeugin
und Überlebende Ewa Weyl, welche ihre besondere Überlebensgeschichte mit
uns teilen wird.
Im gesamten Schulgebäude finden sich dieser Tage Zitate von Holocaustüberlebenden,
die zu einem Moment des Innehaltens einladen sollen.
Die Fachschaft Geschichte möchte die Schulgemeinschaft dazu einladen, individuell an
diesem besonderen Tag unter dem Hashtag #LichterGegenDunkelheit ein
Licht-Zeichen zu setzen, um an die Opfer der NS-Verbrechen zu erinnern
und sich bewusst gegen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und
Rassismus zu wenden.
Stellt Licht an einen dunklen Ort, macht Fotos der Beleuchtungsaktion
und postet diese auf Social-Media-Accounts mit dem Hashtag
#LichterGegenDunkelheit.
Du willst mehr wissen? - Dann schau nach unter https://www.lichter-gegen-dunkelheit.de/
"Ihr seid nicht Schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht" - Max Mannheimer 1920-2016, Holocaust-Überlebender. Diese Worte standen am Ende unseres Wandertages, für den wir uns auf den Weg nach Recklinghausen ins Kino machten. Auf dem Programm stand "Jud Süß" einer der bekanntesten Propaganda-Filme der Nationalsozialisten, der - weil er eben so rassistisch und volksverhetzend ist - nur mit ausgiebiger Vor- und Nachbereitung durch die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in speziellen Seminaren gezeigt werden darf. Eben jene Vor- und Nachbesprechung des Films hat mich besonders positiv überrascht, denn neben den offensichtlich judenfeindlichen Aussagen, zum Beispiel in den Dialogen, ist der Film vollgepackt mit verstecktem unterschwelligen Judenhass, der nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen war. Im Gespräch nach dem Film hatten sicherlich viele (ich eingeschlossen) das Gefühl den Film "durchschaut zu haben". Umso größer war die Aufmerksamkeit, als uns mit Hilfe des Referenten, Michael Kleinschmidt, klar wurde, wie viel man beim ersten Anschauen einfach übersehen hatte. Ein Beispiel dafür ist die Erzeugung eines Feindbildes, welches fast unsichtbar durch ungeahnte Zusammenhänge zwischen Bild und Ton oder der Verwendung von kontrastierender Musik erreicht wurde. Auch wenn einem bewusst war, was man zu erwarten hatte, wenn selbst der Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in seinem Tagebuch schreibt, "der erste wirklich antisemitische Film", war der Film schockierend direkt in seiner Aussage, und er war leider auch sehr gut gemacht. Die gesamte Veranstaltung war letztendlich interessant, sehr lehrreich und der Film wird mit Sicherheit noch Thema der kommenden Unterrichtsstunden sein.
Tycho Dodek
Das Erinnern und Gedenken gestalteten die Jugendlichen ab der Klasse 9 auf unterschiedliche Art und Weise. Von ihren Geschichtslehrer*innen dazu motiviert, nahmen Schüler*innen an der „Langen Nacht der Zweitzeugin*innen“ teil und erfuhren (Über)Lebensgeschichten von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Andere streamten die Inszenierung „Das Tagebuch der Anne Frank“ des Theaters Münster oder beobachteten über den Tag verteilt die mediale Präsenz des Gedenkens in Zeitung und Fernsehen, schauten etwa die Gedenkveranstaltung im Bundestag, Dokumentationen über jüdisches Leben in Deutschland heute, um anschließend über die Bedeutung des 27. Januars und die Formen der Aufarbeitung zu sprechen. Darüber hinaus nahmen sich Schüler*innen die Zeit und beteiligten sich an der internationalen Aktion #WeRemember, hielten mehr als einen Augenblick daheim inne und gedachten den Opfern des Nationalsozialismus in aller Stille. „Wir müssen alle etwas dafür tun, damit sowas Grausames niemals wieder passiert!“, so eine Schülerin, die ihrem Foto ihre Motive zur Teilnahme und Gedanken zum 27. Januar hinzufügte.
S. Homann
Darüber hinaus werden die Jugendlichen zu
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5b beschreiben Bilder von Kindern, die stolz und lächelnd ihre Schultüten in die Kamera halten. Die Fünftklässler sind sich einig, dass sich alle auf den Bildern wohl auf ihren ersten Schultag freuten. „Was wisst ihr noch so über euren ersten Schultag?“ fragen die drei SchülerInnen des Lk Geschichte der Q2. Sie haben die Bilder in der Klasse verteilt, um mit der 5b darüber zu sprechen, dass diese jüdischen Kinder, die sich so sehr auf ihre Einschulung freuten, in den kommenden Jahren Erfahrungen in der Schule machen mussten, die von Ausgrenzung, Diskriminierung und auch Verfolgung geprägt waren. So durfte beispielsweise der sechsjährige Gerhard am Tag seiner Einschulung nicht mit auf das Klassenfoto, weil er Jude war und der fünfzehnjährige Karl wurde 1937 von Mitschülern auf dem Schulweg mit Steinen beworfen und beschimpft, weil er Jude war. Die kleine Ruth wurde 1938 von ihrem Lehrer informiert, dass es ihr nun verboten sei, zur Schule zu kommen.
Unvorstellbar für die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5b und 5c, die viele Fragen haben an die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte der Q2, die heute in verschiedenen Klassen anlässlich des Gedenktags zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum Thema „Nationalsozialismus und Holocaust“ arbeiten.
Max und Tristan sind in der Klasse 7a zu Gast, die im Deutschunterricht gerade „Die Welle“ liest und fragen zu Beginn die SchülerInnen nach ihrem Vorwissen. „Juden wurden nach Auschwitz gebracht und dort vernichtet, weil Hitler es so wollte“, äußert ein Mitschüler. Die Siebtklässler erfahren nun, dass es eine Verbindung zwischen Auschwitz und Datteln gibt und begeben sich mit ihnen zu Fuß in die Innenstadt, um die dort zur Erinnerung an die jüdischen Familien gelegten Stolpersteine zu zeigen, welche den Siebtklässlern zum größten Teil so noch nicht aufgefallen waren. In der Zwischenzeit berichtet Erna de Vries in der Klasse 8b von ihren Erlebnissen in Auschwitz. Sie habe damals ihre Mutter freiwillig begleitet, da sie sich nicht von ihr trennen wollte. In letzter Minute wurde sie aus dem Todesblock gerettet, um zur Arbeit eingesetzt zu werden. Die SchülerInnen des Lks haben einige Szenen aus einer Dokumentation ausgewählt und wollen die Überlebende so, wenn auch nicht persönlich anwesend, selbst zu Wort kommen lassen. Auch diese Klasse wird anschließend in die Dattelner Innenstadt gehen, um anhand der Stolpersteine die Geschichten jüdischer Familien in Datteln näher kennen zu lernen. Die Geschichte ist für die jüngeren SchülerInnen immer schwerer zu fassen, da die Ereignisse unvorstellbar und so weit weg erscheinen. Heute erfahren sie, dass der Holocaust auch Spuren in Datteln hinterlassen hat.
Seit nun 20 Jahren findet in Deutschland dieser Gedenktag zur Erinnerung an die vielen Opfer der Vernichtung in Auschwitz statt. Anlässlich der am Tag darauf folgenden Exkursion der Leistungskurse nach Krakau und Auschwitz haben sich die SchülerInnen vorgenommen, in der Schule ihren eigenen Beitrag zum Erinnern und Gedenken zu gestalten. Während der inhaltlichen Vorbereitung auf die Fahrt hat sich der Lk Geschichte von Frau Böhlke mit der Forderung Adornos auseinandergesetzt, „dass Auschwitz nicht noch einmal sei“ und sich dafür entschieden, mit einzelnen Klassen ins Gespräch zu kommen und die Bedeutung des Erinnerns hervorzuheben. „Das muss in Erinnerung bleiben und sowas darf es nicht noch einmal geben“, sagte ein Schüler während er die Bilder zusammenlegt, die er für die Arbeit mit der Klasse 9 herausgesucht hat. Diese Bilder zeigen brennende Flüchtlingsheime und Aufmärsche mit deutlich erkennbaren Nazi-Symbolen.